Björn Drenkwitz, Apnoe, 2020, videostill.
Screentime. Eine Videoausstellung. entstand als Idee während der Zeit des Shutdowns im März und April 2020. Diese Zeit der Isolation hat viele von uns auf wesentliche Themen in unseren Leben zurückgeworfen. Vieles wurde hinterfragt und auch neu bewertet. Auch viele der Künstler*innen haben sich noch einmal grundlegend mit ihrer künstlerischen Arbeiten auseinandergesetzt.
In Gesprächen mit dem Frankfurter Medienkünstler Björn Drenkwitz fragten wir, womit sich gerade die jungen Künstler*innen in Zeiten der Isolation beschäftigen. Was
sind die Themen, die sie, auf sich selbst zurückgeworfen, besonders berühren.
Björn Drenkwitz, selbst ehemaliger Student und seit einigen Jahren Assistent von Dieter Kiessling, Professor für Neue Medien an der Kunsthochschule Mainz , bat 10
Absolvent*innen der Klasse uns eine ihrer Videoarbeiten zu senden. Wichtig war für uns dabei, dass diese Videos, seien sie nun brandneu oder schon etwas älter, uns wirklich Einblicke geben, mit
was sie sich in diesen Tagen beschäftigen. Daraus ist eine vielschichtige Videoausstellung entstanden, in der die einzelnen Videoarbeiten - so verschieden
sie auch sind - Themen wie Zeit, Prozess und Wandel auf sinnliche und oftmals poetische Weise behandeln.
Screentime. A video exhibition. was born as an idea during the period of shutdown in March and April 2020. This period of isolation has set many of
us back to essential issues in our lives. Many things were questioned and also reassessed. Many of the artists also took a fundamental look at their artistic work once again. In conversations
with the Frankfurt media artist Björn Drenkwitz, we asked ourselves what young artists in particular are dealing with in times of isolation. What are the themes that, thrown back on themselves,
touch them.
Björn Drenkwitz, himself a former student and for some years assistant to Dieter Kiessling, professor for new media at the Kunsthochschule Mainz, asked 10 graduates of the class to send us one of
their video works. It was important for us that these videos, be they brand new or a little older, really give us an insight into what they are dealing with these days.
The result is a multi-layered video exhibition in which the individual video works - as different as they are - deal with topics such as time, process and change in a sensual and often poetic
way.
Anne Louie Hoffmann
The Fortune
Animation: Berit Jäger
Sound: Joachim F.W. Schneider
HD Video
02:02 min
Chaostheorie einmal anders.
Visualisiert mit einem Abakus.
Kleinste Bewegungen, welche sich über eine Kettenreaktion bis zur Katastrophe selbst verstärken.
Chaos theory in a different way.
Visualized with an abacus.
Smallest movements, which intensify themselves via a chain reaction until the catastrophe itself.
Yeonho Jang
Die letzte Nacht
Sarah Oh-Mock
Kill your darling
Full HD Video, 2013/2018
08:28 min
In einer nahen dystopischen Zukunft verbringt eine merkwürdige Familie ihre letzten Tage vor dem Fernseher um die Natur zu betrachten, nur der Künstlersohn versucht sich an einer pygmaiongleichen Erschaffung eines lebenden Gegenübers, scheitert aber daran, bevor er selbst in die Natur eingeht.
In a near dystopian future, a strange family spends their last days in front of the TV to watch nature, only the artist's son tries his hand at a pygmaion-like creation of a living counterpart, but fails before he enters nature himself.
Johannes Stoll
Untitled 16th April 2017
HD-Video, Sound
05:06 min, loop
Im Video wird ein Zeichenbuch, das den Leser in die Kultur der koreanischen Tuschezeichnungen und
Bildtraditionen einführt, vor dem Generalkonsulat der Republik Korea in Frankfurt in Richtung einer koreanischen Flagge in die Luft geworfen. Im Verlauf des Videos werden beide zusammen
hinsichtlich der Figuren und der Choreographie in der Luft untersucht.
Das Datum im Titel des Werkes markiert einen Punkt Null und bezieht sich auf eine Protestbewegung in Südkorea im Jahr 2016, die das alte politische System für ein neues beseitigte. Seit der
Entlassung der Regierung unter Park Geun-Hye am 10. März 2017 durch ein Gericht steht der 26. April 2017 als Termin für die folgenden Wahlen für etwas Neues, das noch kommen
wird.
In the video a drawing book that instructs its reader in the culture of Korean ink drawings and pictorial traditions is thrown in the air towards a Korean flag in front of the Consulate General of the Republic of Korea in Frankfurt. In the course of the video both together become examined for the figures and choreography in the air. The date in the work title marks a point zero and refers to a protest movement in South Korea in 2016 that removed the old political system for a new one. After the dismissal of the government under Park Geun-Hye on 10th of March 2017 by court the 26th of April 2017 marks the next election date for something new yet to come.
HD Video, 2018
08:44 min
Ton, Beamer
Unscharf abgefilmte Ausschnitte von Videos, die von User*innen unter dem Titel „Mein neues Ich“ im Internet veröffentlicht wurden, bilden das Ausgangsmaterial der Videoarbeit.
Markus Walenzyk
Moment to Monument
Ein Mensch, der Künstler als Protagonist, verwandelt sich langsam in einen Berg. Um diesen herum zeichnet sich der Verlauf der Zeit im Kommen und Gehen von Gewässern, Wäldern, Menschen und Städten ab. Zivilisation entsteht und vergeht. Ganze Zeitalter und erdgeschichtliche Epochen werden sichtbar – der Ausschnitt einer Ewigkeit, Dinge, die beständig scheinen und doch vergehen.
A person, the artist as protagonist, slowly turns into a mountain. Around this mountain, the course of time in the coming and going of waters, woods, people and cities becomes apparent. Civilization emerges and goes by. Whole ages and geological eras become visible - a fragment of an eternity, things that seem constant and yet pass away.
Markus Walenzyk
ALL THAT YOU CAN'T LEAVE BEHIND
HD Video
06:45 min
Weißer Sand rinnt langsam durch ihre Hände. Die Arme bleiben weit nach vorne ausgesteckt bis kein Sand mehr fließt.
White sand runs slowly through her hands. Her arms remain extended far forward until no more sand flows.
Full-HD, Ein-Kanal-Videoinstallation, 2015
18:18 min, loop
Der Faktor Zeit spielt in der Videoarbeit eine Rolle, die den Schaffensprozess dokumentiert, Handlungen erahnen lässt und die Ermüdung der Bewegungen bezeugt. Der Künstler lässt sich in eine Matratze sinken, deren Material - memory foam - seine Physiognomie kurzzeitig speichert. Die eigentliche Handlung allerdings bleibt ungesehen, lediglich das langsame Verschwinden des Körperabdrucks wird in der Endlosschleife dokumentiert.
The factor of time plays a role in the video work, which documents the creative process, gives a sense of action and testifies to the fatigue of the movements. The artist lets himself sink into a mattress whose material - memory foam - temporarily stores his physiognomy. The actual action, however, remains unseen; only the slow disappearance of the body imprint is documented in the endless loop.
Natalie Wilke
Distance
Combination, In wave, Sequential, Slo glo, Chasing/Flash, Slow fade, Twinkle/Flash, Steady on, Off.